Heidelberg /Metropolregion Rhein-Neckar – Jugendlichen eine zweite Chance geben – Volkshochschule Heidelberg bietet Kurse zum Hauptschulabschluss
„Hänschen hat‘s verpasst, Hans lernt‘s noch.“ 16 Prüflinge konnten kurz vor den Sommerferien lächelnd aufatmen: sie erhielten das Zeugnis über den Hauptschulabschluss. Etwa acht Monate haben sie jeweils an vier Vormittagen oder Abenden in der Woche in der Volkshochschule fleißig gebüffelt. Denn die bietet Jugendlichen und Erwachsenen an, diesen grundlegenden Abschluss nachträglich zu erwerben. Deutsch, Mathe, politische und wirtschaftliche Bildung sowie Englisch und eine für viele schwierige „Präsentationsprüfung“ stehen auf dem Lehrplan, die Prüfung selbst wird an staatlichen Schulen abgelegt, in diesem Jahr in Mühlhausen und Rauenberg.
„Jeder von ihnen hat seine Geschichte“, sagt Abteilungsleiter Gerhard Henn, „und auch die, die es nicht geschafft haben, haben ihre Geschichte.“ Er sieht, wie schwer es für die Teilnehmer ist, dranzubleiben, nicht aufzugeben, diese Chance als eine Chance zu erkennen. Viele haben jedoch nicht bis zur Prüfung durchgehalten. Für die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 36 gab es nebenher noch andere Verpflichtungen – Mandy zum Beispiel hat ein Kind zu versorgen, und Zarah hat nebenbei noch einen Deutschkurs für Migranten besucht (Namen von der Redaktion geändert). Sie und alle weiteren Teilnehmenden haben sich bei ihren sehr engagierten Lehrerinnen und Lehrern für den kompetenten Unterricht und ihr Engagement darüber hinaus herzlich bedankt. Sie können nun ihr Berufsleben in die Hand nehmen. „Eine Ausbildung, eine Weiterbildung bis zum Abitur, ein Studium“, sagen sie, wenn man sie nun nach ihren Plänen befragt. Sie haben viel geschafft und viel vor sich. Man wünscht ihnen, dass sie nie mehr aufgeben mögen – und immer jemanden haben, der sie ermutigt. Der Spruch jedenfalls vom Hans, der nicht mehr lernt, was er auch als Hänschen schon nicht lernte, der treffe nicht zu, sagte Gerhard Henn. „Wir lernen nicht nur in der Kindheit und Jugend, sondern ein ganzes Leben lang. Sie haben das jetzt bewiesen.“
Die seit 1973 angebotenen Hauptschulkurse der Volkshochschule sind eine wichtige Einrichtung für Jugendliche und Erwachsene, die ihren Hauptschulabschluss nicht geschafft haben. Fast jeder dreizehnte Schüler verlässt bundesweit die Schule ohne Abschluss. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind gering, wer trotzdem einen Job findet, kommt über Niedriglöhne kaum hinaus und ist ein Leben lang von Arbeitslosigkeit und damit auch geringer Rente bedroht. Eigentlich müssten sich die Hauptschulen um einen erfolgreichen Abschluss kümmern, ist immer wieder zu hören. Dass sich die vhs der Schwächeren annimmt, damit sie einen Abschluss und sogar den qualifizierten Abschluss mit Englisch schaffen, ist hoch anzurechnen. Jeder Jugendliche, der einen Hauptschulabschluss schafft und so auf dem Arbeitsmarkt unterkomme, stehe auf der Gewinnerseite, so Gerhard Henn. Würden Schüler auf der Straße bleiben, kämen auf Stadt und Rhein-Neckar-Kreis sehr viel höhere Kosten für Sozialausgaben zu.
Weitere Kurse zum Erwerb des Hauptschulabschlusses beginnen bei der Volkshochschule Heidelberg am 10. Oktober. Die Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss dauert 7 Monate. Interessierte für die Abendhauptschule, in der noch Plätze frei sind, melden sich bitte bei der Geschäftsstelle der Volkshochschule Heidelberg e.V., Bergheimer Str. 76, Telefon 0 62 21/91 19-40 oder E-Mail henn@vhs-hd.de.
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